Unterricht im Ausnahmejahr - eine Herausforderung für Lehrer Schüler
Am Montag, den 17. September, bezogen 26 Schülerinnen und Schüler des Berufsgrundschuljahres und am darauffolgenden Freitag, den 21. September, 26 Auszubildende der Fachstufe II, bei uns ALA 12 genannt, das neue Klassenzimmer „Lehrsaal Landwirtschaft“. Zu ihrem persönlichen Schutz mussten sie in den ersten 14 Tagen im September einen Nase-Mund-Schutz tragen und die Hände regelmäßig desinfizieren. Danach kam eine kurze Zeitphase ohne dieses Kleidungsstück, so dass man vor allem die Schülerinnen und Schüler des Berufsgrundschuljahres mit ihrem vollständigen Gesicht sehen und kennenlernen konnte.
Da der Herbst nahte und man einem anwachsenden Infektionsrisiko entgegensah, wurde Mitte Oktober vom Kultusministerium als Vorbeugemaßnahme beschlossen, dass nur noch maximal 15 Schülerinnen und Schüler gemeinsam in einem Klassenzimmer unterrichtet werden durften, eine Nase-Mund-Maske wieder zu tragen sei und nach jeder Unterrichtsstunde die Räume ausgiebig gelüftet werden mussten. Im Berufsgrundschuljahr begann der sog. Wechselunterricht. Aus der jahrelangen Erfahrung beschlossen wir, mit der Abschlussklasse anstatt in den Wechselunterricht zu gehen, in eine Mittwochs- und Freitagsgruppe zu teilen. Die Abstimmung dazu erfolgte mit der Schulleitung sowie den Wünschen der Ausbildungsbetriebe und der Schülerinnen und Schülern. So lief der Unterricht nun in einer kleinen Gruppe am Mittwoch mit 11 und am Freitag mit 15 Auszubildenden. Ich ging davon aus, dass ich das Problem mit sechs zusätzlichen Unterrichtsstunden gemeistert hätte. Doch es kam bald anders.
Anfang Dezember kam der Lockdown mit der sofortigen Schulschließung. Es musste Distanzunterricht gemacht werden. Unsere Schule entschied sich rasch, die Plattform „Teams“ dafür zu verwenden. Aus der heutigen Sicht war das eine gute Entscheidung. Lehrer und Schüler lernten mit dem neuen Medium umzugehen und den Unterricht mit Hilfe von Lernvideos und Internet interessant zu gestalten.
Der Kollege Herr Zrenner bereitete die Zugangsdaten und Zugangsregularien für die Schüler vor und so konnten neben dem Medium „Email“ zügig eine Verbindung mit den Schülerinnen und Schüler aufgebaut und unterhalten werden.
Probleme, die man aus den Medien oder vom Hörensagen kannte, taten sich auf: Unsere landwirtschaftlichen Auszubildenden kommen vom „flachen Land“, d.h. aus Dörfern, Weilern oder Einzelgehöften im Umkreis von ca. 50 km um den Schulstandort. Bei ihnen gab und gibt es heute noch nicht überall ein verkabeltes Internet. Auch die hauseigene Versorgung mit Router und WLAN, Mikrofon und Kamera bereitete zum Teil Schwierigkeiten. Ungünstige Witterungseinflüsse, Netzzusammenbrüche usw. erschwerten die regelmäßige Teilnahme der Schüler. Obendrein waren mehrere Geschwister auf die vorhandenen Tablets oder Computer angewiesen. Die ersten Wochen waren damit interessant.
Statt entspannender Weihnachtsferien stand für die Lehrkräfte Fortbildung in Teams auf dem Programm. Ab Ende Januar arbeitete ich mit zwei BiIdschirmen, einen um Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern halten zu können, den anderen für die Text- und Arbeitsblätter usw. Der Blickkontakt zu meinen Schülerinnen und Schülern fehlte uns Lehrkräften sehr, da bei den Schülern keine Kamera vorhanden oder sie nicht eingeschaltet war. Dennoch machte es Teams möglich, dass man das Internet einbinden konnte, dass man Schülern einen Referentenstatus geben konnte, der es ihnen ermöglichte, für alle sichtbar, nicht nur Bilder und Statistiken, sondern auch Filmabschnitte in Referaten präsentieren zu können.
Ab Mitte März kam die 12. Klasse wieder in den Präsenzunterricht. Man konnte beobachten, dass sich die Schülerinnen und Schüler genauso freuten wie die Lehrkräfte. Mir ging es mehr um ihre Kenntnisse und die Vorbereitung auf die Abschlussprüfung, ihnen um den Austausch untereinander.
Und das berichten einige Schülerinnen und Schüler über diese Zeit:
„Positiv: Neue Form des Unterrichts kennengelernt.
Negativ: Probleme mit der Technik und Internetverbindung und deshalb nur lückenhaftes Verfolgen des Unterrichts; kein persönlicher Kontakt zwischen Lehrern und Schülern.“
„Trotz der Umstände haben wir viel Wissen vermittelt bekommen; während des Onlineunterrichts habe ich mich genauso in den Unterricht einbezogen gefühlt wie in der Schule.
Negativ war, dass man seine Klassenkameraden nicht persönlich getroffen hat.“
„So hatten wir uns unser letztes Schuljahr sicherlich nicht vorgestellt. Homeschooling - Wechselunterricht – Kurse ohne Gemeinschaftsleben ... Aber es half nichts, wir mussten das Beste daraus machen. Es erforderte anfangs schon große Überwindung sich den ganzen Tag an den Computer zu setzten, aber mit der Zeit lief es ganz gut. Irgendwann durften wir dann tatsächlich wieder in die Schule kommen. Wir wurden zwar in zwei Gruppen aufgeteilt (hier konnte man auch seine Wünsche äußern!), aber im Nachhinein betrachtet, war die kleinere Schülerzahl doch ein Vorteil, da ein wesentlich intensiverer Lehrer – Schüler - Austausch stattfand. Auch kleinere Exkursionen waren so möglich. Ich glaube sowohl Lehrer, als auch Schüler haben die Situation gut gemeistert – aber schöner wäre es doch, wenn alles ganz normal wäre!“
F.-J. Baeck, OStR, mit ALA 12