Lesen lernen in der Grundschule – ein Unterrichtsgang der Studierenden

Mit sechs Jahren ist der Spracherwerb weitgehend abgeschlossen. Kinder sollten jetzt sicher mit ihrer Muttersprache umgehen können, sie müssen aber noch nicht lesen können, wenn sie in die Schule kommen. Dennoch sind ihnen Buchstaben und geschriebene Wörter schon lange vertraut. Und dank ihrer angeborenen Neugier wollen Kinder schon früh wissen, was diese Zeichen denn bedeuten. Deswegen haben auch etliche Kinder bereits vor ihrer Einschulung erste Leseerfahrungen. Lange Zeit werden Buchstaben von den Kindern als Objekte oder Bilder betrachtet, bis sie irgendwann verstehen, dass diese Buchstaben die Dinge mit Namen beschreiben. „Das menschliche Gehirn ist nicht zum Lesen gebaut. Es entstand lange vor der Erfindung der Schrift und aufgrund von Lebensbedingungen, die mit den heutigen wenig gemeinsam haben“, so die Aussage des bekannten Hirnforschers Manfred Spitzer. Doch Lesen auf Schritt und Tritt gehört zum heutigen Alltag. Was das bedeutet, ist klar: Um Lesen und Schreiben beherrschen zu können, braucht es viel Übung.

Das erfuhren die Studierenden bei einem Unterrichtsgang in die nahe gelegene Grundschule in Neustadt. Die Grundschullehrerin Marion Steiner nahm sich viel Zeit um allen einen Einblick in das Lesen lernen zu gewähren. Im Rahmen des Pädagogik/Psychologie und Heilpädagogik Unterrichts erfuhren wir auch von den Veränderungen. Der klassische Fibel-Unterricht, bei dem die Klasse nach einem Lehrbuch gemeinsam einen Buchstaben nach dem anderen lernte, ist mittlerweile ebenso passé wie das Konzept „Lesen durch Schreiben“ in seiner Reinform. Die Arbeit mit einer Anlauttabelle, bei der jedem Laut ein Beispielwort zugeordnet ist (Maus für M, Auto für Au etc.), wird bei dieser Methode durch individuelle Aufgaben ergänzt, die sich an den Spracherfahrungen der betreffenden Kinder orientieren. Davon profitieren nicht nur die Kinder, sondern auch die Lehrenden. Frau Steiner berichtete auch von den großen Unterschieden mit denen die Kinder in die Grundschule kommen und von der Herausforderung der Lehrkräfte diesen gerecht zu werden. Konkrete Beispiele aus dem Unterricht bereicherten den Vortrag ebenso wie die Vorstellung einer Unterrichtsstunde und deren Aufbau. Auf die Bedeutung von Ritualen wurde ebenso hingewiesen.

Die zukünftigen ErzieherInnen dankten mit hoher Aufmerksamkeit und Nachfragen. Schließlich ist es für die Studierenden wichtig, falls ihr Arbeitsfeld eine Hausaufgabenbetreuung erforderlich macht, die Anforderungen der Grundschule bezüglich des Lesen lernens zu kennen und die Kinder entsprechend fördern zu können.

E. Kusche, StDin

 

 

 

 

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