Die NSU-Morde. Zehn Tote. Ihre Namen verschwinden hinter denen des NSU-Trios. Noch unsichtbarer bleiben die Angehörigen der Ermordeten. Ein Berlineer Theaterprojekt stellt in der Stadthalle Fragen.

Ein Berliner Theaterprojekt, die Bühne für Menschenrechte e.V. gibt in einer Inszenierung mit dem Titel „NSU-Monologe“ denen eine Bühne, denen das NSU-Trio den Mann, den Sohn genommen hat. Die Schauspieler sind in diesem Fall nur die Übermittler wortwörtlicher, unbearbeiteter Protokolle. Diese Mittlerrolle verkörpern sie schnörkellos mit großer Authentizität, was die Morde aus der Wahrnehmung über die Schlagzeile herausreißt und das Leid, das durch sie verursacht wurde, unmittelbar greifbar und fühlbar macht.

Die VHS Weiden-Neustadt hat die Bühne für Menschenrechte im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus nach Neustadt geholt. Im Rahmen einer Schulvorstellung nahmen Schüler:innen  der Fachschule für Grundschulkindbetreuung und Studierende der Fachakademie für Sozialpädagogik mit ihren Lehrkräften an diesem unter die Haut gehenden Theaterstück teil.

 

Eine gute Stunde lang erzählten die Schauspieler:innen alias Adile Simsek, Elif Kubasik und Ismael Yozgat von ihren Männern Enver und Mehmet, von dem 21-jährigen Sohn Halit, erschossen zwischen 2000 und 2006 in Nürnberg, Dortmund und Kassel. Den Ermittlungen zufolge drei Opfer des Neonazi-Trios Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe. Die Frauen beschreiben, wie sie ihre Männer kennen und lieben gelernt haben, wie sie von den Morden erfahren, wie sie der Nähe zum organisierten Verbrechen verdächtigt wurden, wie sie im Prozess Beate Zschäpe gegenübersaßen. Alles Originalaussagen aus Interviews, die die Theatermacher mit den Angehörigen geführt haben.

Nach der Vorstellung hatten die Zuschauer die Gelegenheit mit Gavril Boulgaridis ins Gespräch zu kommen, dessen Bruder Theodorus 2005 in München erschossen wurde. Dieser wurde sehr deutlich, wenn es um die Aufarbeitung jener Mordserie geht, die als einer der größten Skandale in der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte gilt. Der Grieche, der eigenen Aussagen zufolge zu Gott gefunden und den Tätern heute vergeben hat, zeigte sich überzeugt davon, dass die Morde nicht allein die Taten des Trios waren, sondern dass im Hintergrund viele Unterstützer waren. Die Politik sollte sich das endlich eingestehen. Auch bezeichnete er das Gerichtsverfahren gegen Zschäpe als „Farce“.

Die Studierenden der Fachakademie stellten im Anschluss noch viele Fragen und zeigten sich sehr beeindruckt von der Aufführung und den authentischen Aussagen des Angehörigen des Opfers.

R. Kusche, StD

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